Ich liege abends (22.7.21) gechillt auf meinem Küchensofa, schaue von dem Buch hoch das ich lese direkt in die Knopfäuglein eines kleinen Nagers, der auf dem Rahmen des unteren Fensters sitzt. Ich springe auf, das Vieh auch und raus aufs äussere Fensterbrett. Ich fege es mit einem rumstehenden Gegenstand weg. Danach tut es mir leid, aus dem vierten Stock geschmissen zu werden, ist bestimmt nicht so angenehm – aber ist halt Pech. Ich wundere mich, wo das Tier herkommt und denke dann, dass es wahrscheinlich aus einer Mäusetruppe vom Dachboden stammt und irgendwie abgerutscht ist.
Ich lese weiter und geniesse die Stille. Am nächsten Tag werde ich eine Ausstellungseröffnung haben und dann ein turbulentes Wochenende, also noch mal chillen. Auf einmal kommt aus der Ecke hinter dem Kühlschrank ein weiteres graues pelziges kleines Ding, läuft quer Richtung Fenster, sieht mich, macht kehrt und verschwindet blitzesschnelle wieder hinter der Küchenzeile. Ich kriege die Vollkrise – Mäuse, in meiner Wohnung!!! Ich frage erst mal bei Facebook rum, wie man Mäuse am besten und schnellsten bekämpft. Dann kümmere ich mich um meine Ausstellung. Freitags erwischt man den Hausmeister eh nicht mehr und bei der DEGEWO hängt man ewig in der Warteschleife und hat Riesenglück, wenn man dann irgendwann mal durchkommt. Am Wochenende geht da gar nix.
Montag rufe ich sofort den Hausmeister an und teile ihm mit, dass ich Mäuse habe und bitte um den Kammerjäger. Der HM sagt, die Firma werde sich bei mir melden.
Der Gedanke, dass in der Zeit die ich warten muss, meine Wohnung weiter invasiert und besetzt wird, gruselt mich. Wer weiss, was die alles anrichten können, nachher nagen die meine Negative an oder meine Werke oder meine alten Bücher oder ………….. und überhaupt. Also ziehe ich gleich Montag los und kaufe Schlagfallen.
Abends nach der Arbeit stelle ich die Fallen auf mit Nutella, Salami, Käse – alles was das Mäuseherz begehren könnte. Ich höre die Knabbergeräusche in der Wand und Rascheln unter den Fussleisten. Vorher dachte ich, alle komischen Geräusche kommen vom alten Kühlschrank, der halt keucht, knackt, quietscht und seine Kühlschrankgeschichten erzählt. Auch habe ich selten Zeit, einfach so ohne Musik in der Stille auf dem Sofa abzuhängen. Meistens bin ich halt in der Küche zum Kochen oder Essen und da sind die natürlich mucksmäuschenstill. Jetzt bin ich aufmerksamer, habe kein Radio an und in der völligen Stille meiner Wohnung höre ich, dass das nicht nur das Knacken des Altbaus und die Nebengeräusche der Geräte sind. Da wohnen welche in der Wand zwischen Küche und Bad!
Ich ziehe die Möbel weg von der Wand und sehe die Bescherung – unter der Wasserzuleitung ist der Eingang in meine Küche säuberlich ausgenagt und überall unter Herd, Spüle, Kühlschrank liegen Köttel.
Die wohlplatzierten Fallen sind nach einer halben Stunde, als ich sie wieder kontrolliere, säuberlich leergegessen und abgeleckt. Aber nicht zugeschnappt – was sind das bitte für Mäuse? Tricky city slickers?
Dienstag ziehe ich los und kaufe Lebendfallen in der Hoffnung, dass sie dafür nicht schlau und schnell genug sind. Wieder biete ich alle Leckereien, die Mäuse angeblich so lieben – Nutella, Erdnussbutter, Käse, Schinken, ungarische Salami. Und HA! Donnerstag (29.8.) früh ist eine drin in einer meiner Fallen. Süüüüüüüüüüüüüüß! Aber was für ein langer, dicker, peitschender Schwanz ist da dran an dem Tier? Mauseschwänzchen sehen anders aus denke ich, jedenfalls sahen die anders aus, die an den Mäusen dranhingen, die früher meine Katze mir zum Frühstück schenkte. Und ganz schön gross für eine Maus. Ich habe keine Ahnung von Nagetieren, hat mich nie so wirklich interessiert. Also stelle ich ein Bild in mein Profil bei Facebook von dem Tier im Fallenkäfig. Am nächsten Tag, als ich irgenwann mal dazu komme, mein Profil zu checken, ist ein Aufschrei durch mein Profil gegangen – MICHIIIIIIIII das ist ne Ratte!!!
Ich kann das erst gar nicht glauben, die wohnen doch eher im Hof und man sieht die nicht. Also, wenn ich die in meiner Wohnung sehe, wieviele hab ich dann, die ich nicht sehe??? Und ich wohne im vierten Stock … ich kriege die Krise! Ratten in MEINER Wohnung, wie kann das sein? Ich bin total ordentlich vor allem mit Müll und Abwasch und so! Ich will das erst nicht so richtig wahrhaben – Ratten sind doch viiieel grösser und verstecken sich sehr gut.
Dann schreibt mir ein Facebookfreund am Freitag, dass das definitiv eine kleine Wanderratte ist, er ist Schädlingsbekämpfer und kennt sich richtig gut aus. Freitag. Natürlich kann ich da niemanden mehr erreichen bei der HVW …
Die Schädlingsbekämpfungsfirma hatte Donnerstag angerufen und mir einen Termin für Montag gegeben. Ich denke, das Wochenende überstehe ich noch irgendwie und dann sind die Viecher hoffentlich schnell weg.
Samstag ist wieder eine in der Falle.
Dieser Rattenschwanz ist jetzt wirklich beeindruckend. Ich bringe es leider nicht fertig, die Viecher zu ermorden. Also trage ich sie zum Parkplatz und lasse sie da raus. Wahrscheinlich werden die das auch nicht überleben ohne ihre Familie und draussen ganz alleine holt sie der Fuchs, aber da kann ich nun auch nichts für …
Sonntag dann Ratte Nummer Drei:
Die hat nur einen Stummelschwanz, da war wohl Nachbars Katze dran. Also, eine auf dem Fensterbrett (rausgeschmissen), eine durch die Küche gerast, drei in meinen Lebendfallen. Macht insgesamt FÜNF Ratten IN MEINER WOHNUNG! Bei mir in der Wohnung, das darf echt nicht wahr sein … wieviele sind dann da, die ich nicht sehe?
Aber klar, wir haben Ratten en masse im Hof, der Müllplatz sieht meistens aus wie Hulle, viele Mietende trennen den Müll nicht ordentlich, niemand kümmert sich so richtig, in den Fensterlaibungen im Hausflur meines Aufganges nisten Tauben, niemand beseitigt deren Nester oder den ganzen Müll, der da rumliegt. Nachdem ich das Taubennest in “meinem” Etagenfenster im Aufgang zweimal beseitigt hatte und die Taube das immer wieder neu baute, lagen dann Eier drin und ganz schnell kleine, unfassbar hässliche fette Täubchen. Die zu killen habe ich nicht übers Herz gebracht. Also wohnten die dann halt da bis sie gross genug waren. Das Nest liegt da immer noch. Die Kids schmeissen alles mögliche aus den Flurfensstern, die meistens offen stehen, die Taubennetze da sind schon lange kaputt, den Wein schneidet auch niemand, und so weiter.
Anscheinend kümmert sich auch niemand um die Ratten so wie sich auch niemand für das immer noch vorhandene dicke Taubennest in der Flurfensterlaibung interessiert und so breiten die sich eben aus. Danke, #DEGEWO!
TO BE CONTINUED – KAMMERJÄGER IST NICHT AUFGEKREUZT…………………………
UPDATE: Das allererste Tierchen auf dem Fensterbrett, das war am 22. Juli. Inzwischen haben wir den 13. Oktober. Tatsächlich sind HEUTE die seit dem Sommer nicht geleerten – aus welchem Grund auch immer – Plastikcontainer endlichendlichENDLICH geleert worden. Die standen da und wenn man abends über den Hof ging, hat man die Party da drin gehört. Die Ratten haben sich sicher gefreut – die Menschen sind ja sooooooooooooooo nett, stellen uns hier ein schönes Zuhause hin, Basis zum Selbstausbau ….
Weiter in meiner Wohnung – die Schädlingsbekämpfer waren irgendwann endlich da, haben Köder ausgelegt und ich habe das säuberlich genagte Loch an meinem Eckhähnchen mit Drahtwolle und Kabelbinder zugestopft. Trotzdem waren die Köder immer wieder angenagt. Wie zum Teufel kommen die bei mir immer noch rein? Jeden Abend höre ich die happy rat family in der Wand kruschteln, knabbern, kriechen, quieken. Im Arbeitszimmer neben der Küche raschelt und kruschtelt es in den Fussleisten. Die Nachbarin unter mir hat sie jetzt auch hinter den Fussleisten.
Der eine Schädlingsbekämpfer ist echt nett und nimmt mich ernst. Der andere – die kommen wöchentlich im Wechsel zur Kontolle – nimmt mich überhaupt nicht für voll. Er meint die ganze Zeit, ich hätte doch nur ein paar Mäuschen. Ich rede mir den Mund fusselig, sowohl bei dem als auch bei der Degewo. Schliesslich habe ich glücklicherweise die Bilder und auch einen Zeugen, der die echte leibhaftige Ratte in meiner Falle in meiner Küche gesehen hat. Nach dem dritten oder vierten Mal ist es endlich zu allen Beteiligten durchgedrungen, dass Ratten bekämpft werden müssen, nicht Mäuse. Ich rede mir weiter den Mund fusselig, dass die Köder in meiner Küche nicht viel nutzen, wenn die weiter in Ruhe in der Wand wohnen können und man nicht die Wasserleitungen mit Stahlmanschetten mit Stacheln versieht und so den Ratten schon in Keller und EG den Zugang versperrt.
Donnerstag, 7. Oktober. Der Herr von der Schädlingsbekämpfungsfirma ist wieder da und will mir wieder mal erzählen, ich hätte Mäuse. Es ist früher Morgen, ich bin bisschen kränklich und mir platzt der Kragen und ich fauche ihn an – ich habe Bilder, ein Kollege von Ihnen hat die Biester einwandfrei als kleine Wanderratten identifiziert und ich bin vielleicht blond, aber ich bin nicht blöd!!! Findet er nicht so gut. Dann sage ich – was ist jetzt mit denen in der Wand? Tja, da müsse man die Wand aufmachen. Sage ich, ja, dann sollte das mal passieren.
Passiert natürlich nichts. Aber jetzt ist genau das passiert, wovor ich mich gefürchtet habe die ganze Zeit ……………………………..
Freitag abend bemerke ich einen komischen Geruch, so ganz leicht. Ich suche überall, ob ich was vergessen hab im Kochtopf, Bratpfanne, ist der Kühlschrank richtig zu, ist mein Vorratsschrank ok. und so weiter.
Samstag wird der Geruch stärker, so ein ganz leichtes Odeur zwischen Hundescheisse und verdorbenen Lebensmitteln.
Sonntag stinkt es dermassen in der Küche, dass man sie nicht mehr betreten will. Das Fenster ist sperrangelweit offen, trotzdem hat man das Gefühl, man bekommt keine Luft.
Montag rufe ich die Degewo an. Man sagt mir, man hätte eben nicht sofort jemanden, ich müsste eben warten. Ich denke, das kann nicht sein, oder? Ich habe zu 99% sicher eine fucking tote Ratte in der Wand und jetzt soll ich warten???
Dienstag rufe ich wieder an und mache Druck. Die Dame am Telefon hat vollstes Verständnis, aber sie ist eben nur die Dame am Telefon. Sie verspricht, der Zuständigen alles sofort weiterzuleiten und ich soll nachmittags noch mal anrufen, da gäbe es dann eventuell schon einen Handwerkertermin. Nachmittags sind alle Leitungen blockiert und ich fliege ständig wieder raus und gebe irgendwann auf.
Heute, Mittwoch 13. Oktober rufe ich wieder an. Eine andere nette Lady, aber die gleich Auskunft – wir haben 70 000 Mieter und da geht das eben nicht so schnell. Ich sage – hey das ist doch jetzt wirklich ein Notfall, die Degewo kann mich doch nicht mit sowas hier einfach sitzen lassen?
Ich telefoniere mit dem Gesundheitsamt. Auch da werde ich vertröstet …………….. Küche nicht mehr benutzen und nach jedem Betreten gründlich die Hände waschen …………………………………………………………………………………………………………………………..
Ich weiss, anständige Mädchen fluchen nicht. Aber ECHTIHRARSCHLÖCHERFALLTIRGENDWORUNTERUNDLANDETIMRATTENNESTDANNMERKTIHRMALWIEDASIST!!!SCHEISSDEGEWO!SCHEISSARROGANTESVERMIETERPACK! …………….tschuldigung.
Ich fahre jetzt erst mal raus zu Freunden aufs Land und hoffe, dass das Gesundheitsamt bald reagiert und die Degewo in den A… tritt.
To be continued ………………………
#degeworatten
And the show goes on – nach langen Telefonaten mit Schädlingsbekämpfungsfirma, Degewo und dem Gesundheitsamt kommt nicht erst in 8 Tagen jemand, sondern heute, Freitag 15. Oktober:
Pünktlich um 8 Uhr sind die Handwerker da (die die Wand aufmachen sollen) und der Schädlingsbekämpfer – natürlich der, der mir immer erzählt, da wäre nichts.
Ich habe einen Zeugen “organisiert”.
Ich weise darauf hin, wo die Ratten rein- und rausgehen.
Hier unter der Spüle ist ein Loch mit einwandfreien Nagespuren – schätze, die kommen die Leitungen hoch und bahnen sich dann den Weg rein.
Natürlich machen sie da die Wand nicht auf. Stattdessen sägen sie ganz links. Die Rigipswand ist eine Aufsetzwand, das heisst, dass dahinter eine alte Wand ist, auf die ein Ständerwerk aufgebracht wurde und darauf die Gipskartonplatten. Da Nager sich durch Metall nicht durchfressen, ist es relativ klar, dass die Männer dort nichts finden, die Ständer stehen relativ eng, schätze alle 40-50 cm. Ebenso ganz rechts findet sich nichts, das Loch unter der Spüle wird dann eilig zugeputzt. Genau an dieser Stelle wird NICHT in die Wand geschaut.
Der Schädlingsbekämpfer erzählt mir, dass es Langschwanzmäuse seien. Die sind aber hellbraun und haben helle glatte Schwänze – “meine” Fänge waren schwarz/grau, struppig und hatten geringelte dicke sehr lange Schwänze. Die Langschwanzmäuse sind auch eher menschenscheu und wohnen im Garten. Das Tier, auf das mein Freund getreten ist, war ohne Schwanz mindestens 10 cm lang. Die Leiche, die ich im Hof fotografiert habe, war auch 8-10 cm lang. Langschwanzmäuse sind 4-5 cm lang ohne Schwanz.
Der Schädlingsbekämpfer sprüht Geruchsneutralisierer, der Geruch ist aber schon fast weg, da ich seit gestern alle möglichen Febreze und wie die Mittel alle heissen versprüht habe. Natürlich heisst es seitens des Schädlingsbekämpfers, es rieche gar nicht und habe auch nie gestunken. Glücklicherweise habe ich mehrere Zeugen/Zeuginnen für den bestialischen Gestank am WE und den Tagen danach.
Bei der Überprüfung der Köder schaut der SB in die Kästchen rein, klappt sie ganz schnell wieder zu, so dass ich nicht reinschauen kann und auch sonst niemand und lässt mich das Protokoll unterschreiben, sagt – keine Köderannahme, sammelt seine Siebensachen und geht. Ich glaube ihm kein Wort, öffne die Box, die neben der Spüle steht und beide Köder sind angefressen. Ich laufe dem Typen hinterher und zeige ihm die offene Box. Er voll sauer sagt, ich dürfe die gar nicht öffnen (wegen mir, ist mir wurscht) und beide Köder seien durch das Reinlegen beschädigt, das habe er gemacht. Ich war beim Reinlegen dabei und weiss, dass er mir ins Gesicht lügt. Die blaue Tüte, das weiss ich 100000000prozentig, war heil und unbeschädigt. Jetzt ist sie ganz klar angefressen. Der SB behauptet, dass IMMER Kot daneben liegen müsste, wenn die fressen. Und wie gesagt, er habe die Tüte beim Reinlegen beschädigt. Und das ist schlicht und einfach gelogen. Sein Kollege hatte vorher den rosa Klotz reingelegt und der war dann auch angefressen.
Ich werde jetzt selber die Wand hinter der Spüle öffnen und dort nachschauen. Natürlich werde ich das in Anwesenheit mindestens eines Zeugen machen. Wenn sich dort nichts findet, dann habe ich tatsächlich Pech und das tote Tier liegt unter dem Boden. Dann kann ich nur abwarten, bis es ausgetrocknet ist …
Ich fühle mich natürlich wie eine Idiotin, weil die in der Wand nichts gefunden haben – aber wenn sie da suchen, wo nie ein Geräusch ist und nicht da, wo man die Spuren sieht und ich die Viecher gehört und gesehen habe, ist das kein Wunder, dass dort nichts gefunden wird.
Das der Schädlingsbekämpfer dann auch noch lügt und die angefressenen Köder ignoriert, finde ich unfassbar …………… bin ganz schön gefrustet.
Nun, bald sehen wir weiter. Werkzeuge sind startklar, nur die Zeugenschaft muss noch organisiert werden. Fortsetzung folgt.
UPDATE Sonntag, 17.10.2021
Meine Nachbarin hat soeben eine total niedliche kleine Ratte in einer Lebendfalle gefangen. Das Rattenloch ist an der gleichen Stelle wie bei mir – am Wasser-/Abflussstrang.
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